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last update: 16.02.2021

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11.09.2002

Transsibirische Eisenbahn

11.-15.09.2002

Bin heil und munter in Irkutsk angekommen. Es war eine tolle Fahrt.

Am letzten Mittwoch bin ich am Abend von meiner Gastfamilie abgereist, die mich verwoehnt hatte.

Als ich aus der Metro kam, sah nichts nach einem Bahnhof aus. Eher wie in einem Markt. An der Hauptstrasse gab es viele grosse Gebaeude und durch eine kleine Tuere sah ich Leute mit Gepaeck hineingehen. Koennte vielleicht ein Bahnhof sein, also hinterher. Wow. Richtig gross sah es innen aus. Aber fuer mich war es der falsche Bahnhof. Dieser war fuer den Westen Russlands gedacht und nicht fuer den Osten. Also, wieder hinaus und weitersuchen. In der Naehe hatte es auch Gleise, die aber durch Gitter abgesperrt waren. Privatbahnhof?!? Ganz zuhinterst gab es 4 einsame Gleise und auf dem letzten war mein Zug.

Die Provodnidsa kontrollierte genaustens mein Ticket, bevor ich einsteigen durfte. Ich war zuerst in meinem Abteil und konnte mein Gepaeck unter dem Bett verstauen. Bald kamen auch Dmitri und Max (Gorol), meine zwei jungen russischen Nachbarn, die kein English sprachen. Sie kamen gerade vom Urlaub am schwarzen Meer. Der letzte Platz blieb zu meinem Glueck leer.

Wir verstanden uns auch ohne Worte sehr gut und fuehrten gestikulierend interessante Gespraeche. Schoggi mochten sie sehr. Spaeter tranken wir Wein uns spielten Poker.

Im Bett hatte ich diagonal gerade Platz und um 2 Uhr gingen wir schlafen.

Das Leben im Zug
Das Leben im Zug ist sehr gemuetlich. Wir haben nun 5000 km durchfahren und 5 Zeitzonen vorgeholt. Dadurch hatten wir nur 22 - 23 Stunden Tage. Das heisst gleich viel Schlaf, aber immer spaeter aufstehen. Insbesondere meine Nachbarn pennten ewig. Sogar viel mehr als ich.

Im Abteil gibt es vier Betten; zwei unten und zwei oben. Normalerweise kann man bequem sitzen. Da ich aber recht gross bin, klappte ich das obere leere Bett hinauf (welch ein Glueck).

Die Fenster sind geschlossen, weil es eine Klimaanlage hat. Dadurch werden die Fenster je laenger je dreckiger. Also keine huebschen Fotos aus dem Zug von der Taiga. Am Fenster haengen nette Gardinen, die aber die Sicht nach draussen massiv einschraenken. Am besten gleich abmontieren oder irgendwo anbinden.

Es hat Licht und einen Lautsprecher, von dem man mit Radio berieselt wird, falls man nicht gerade in der Wildnis ist. Selbst mit meinem Weltempfaenger hatte ich keine Sender hineingekriegt.

Pro Wagen gibt es zwei Toiletten und ein Samowar, aus dem man 90 Grad warmes Wasser fuer Tee, Kaffee oder Suppen herauslassen kann.

Zwei Provodnidsas sind fuer die Sicherheit der Gaeste und die Sauberkeit des Wagens verantwortlich. Zwei Mal pro Tag wird gestaubsaugt und nach Bedarf Toiletten geputzt und Abfall geleert. Auf sie muss man auch achten, wenn man am Bahnhof spazieren geht. Die Abfahrt wird nicht angekuendigt, sondern der Zug faehrt einfach ab. Sie wissen am besten, was die Zeichen der bevorstehenden Abfahrt sind. Ein Schokoladengeschenk wirken Wunder.

Einen Speisewagen gibt es auch, der fuer das leibliche Wohl und die Geselligkeit da ist.

Hab einen Tag vor meiner Ankunft gehoert, dass es auch einen Wagen mit Duschen gibt. Hab aber nicht mehr danach gesucht.

Ich habe einen sehr guten Zug erwischt (Nr. 10). Mir mangelte nichts und die Angestellten gaben sich grosse Muehe. Hab gelesen, dass das nicht in jedem Zug der Fall ist.

Alle paar Stunden haelt der Zug mal in einem Nirgendwo fuer 2 Minuten an, 2 - 3 Stops pro Tag fuer 20 Minuten in groesseren Staedten. Zeit, die Beine zu vertreten, einige Lebensmittel bei den fliegenden Haendlern einzukaufen, vielleicht ein paar Suessigkeiten zu probieren und Fotos zu machen.

Landschaftlich sieht man fast nur Wald. Ab und zu ein paar Grasflaechen, Huegel und Baeche. Man sieht auf dem Weg einige kleine Doerfer, die Haeuser aus Holz haben und eine Naturstrasse.

Sehr viel Einsamkeit und Leere.

Man findet dadurch genuegend Zeit, andere Leute kennenzulernen, Karten oder Schach zu spielen und zu essen und zu trinken. Falls man immer noch Zeit hat, kann man noch was lesen. Am ersten Tag hab ich einen Thriller gelesen, aber seither nicht viel nennenswertes.

Zeit hat noch eine andere Dimension. Alle Zuege fahren nach Moskauer Zeit. Aber das Restaurant richtet sich generell nach Lokalzeit oder nach der Sympathie der Gaeste. Uhren werden nach belieben umgestellt. Einige leben nach Moskauer Zeit (so wie ich. Wollte wissen, wo wir wann ankommen und wieviel Zeit ich habe). Andere nach Lokalzeit und ein paar nach ihrer eigenen Zeit. Zeit ist im Zug ein relativer Begriff.

Ich habe nun eine Woche Zeit, den Baikalsee zu besuchen und andere Dinge zu tun, bevor ich die naechste Etappe nach Ulan Bator in der Mongolei in den Angriff nehme. Ich hab hier auch keinen Natelempfang, somit keine SMS.

 

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